Westfälische Rundschau (Hagen) Kritik Vorpremiere:

Vorpremiere gelungen

Hohenlimburg. (levi) So wie in Deutschland seit Jahren das Niveau des Nörgelns steigt, steigerte sich Hubert Burghardt am Freitagabend in der Vorpremiere seines neuen Soloprogramms „Schuld sind immer die andern".

Den Volkshochschulkurs im Jammern, den Burghardt während seines Programms abhielt, bestand das gesamte Hohenlimburger Publikum mit Bravour. Mit viel Hintergrundwissen und treffenden Darstellungen macht der Dortmunder in seinem dritten Soloprogramm vor nichts halt. Menschen, die im Vertrieb arbeiten, sind laut Burghardt die Dealer der Nation und fixen die Basis bereits im Kindbett an, während Religion reine Glaubenssache ist und für jedes schmutzige Geschäft was zu bieten hat.

Obwohl Burghardt seinen Gästen das hässliche Gesicht der Realität vor Augen vor Augen hielt, konnte trotzdem jeder über seine Lieder und sich selbst lachen. Denn so gut verpackt und trotzdem ganz ungeschminkt bekommt das Publikum die Wahrheit und das eigene Spiegelbild selten präsentiert.
Einmal warm geworden, legte er danach so richtig los. „Schuld sind immer die Andern“ ist zum teil bitterböses Kabarett. Figuren wie Sozialarbeiter, Schönheitschirurgen aus Damaskus, Klempnermeister und Schwarzarbeiter sind übertrieben gut getroffen. Jede noch so kleine Spitzfindigkeit trifft den Nagel auf den Kopf und das Publikum fühlt sich oft genug ertappt. Jeder erkannte seinen inneren Schweinehund und die alltägliche Unverant-wortlichkeit in den Ausführungen des Dortmunder Kabarettisten wieder.
Wer bei „Schuld sind immer die Andern“ im Publikum sitzt, muss Kritik vertragen können: „Keiner ist auch nur einen Deut besser als seine Mitmenschen“, so da Fazit des Burghardt-Auftritts nach zwei Stunden.


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