Ruhr Nachrichten (Dortmund) Premierenkritik

„Schuld sind immer die anderen"

Hubert Burghardt

„Schuld sind immer die anderen" - 'die Politiker an der Spitze des verschuldeten Staates, die „fetten Maden" im Sozialsystem, das Finanzamt oder die Handwerker. Hubert Burghardt schiebt in seinem dritten Solo vielen die Schuld in die Schuhe; die Opfer gaben sich bei der Premiere seiner „Gewissenshygiene" am Freitag im Cabaret Queue die Klinke in die Hand.
Nach dem „Schweigen der Männer" bricht der Dortmunder nun das Schweigen der gequälten Deutschen. Derjenigen, die auf den OP-Tischen von Schönheitschirurgen ihr Gesicht verlieren, der Renovierungsgeschädigten, deren Nervenventile nach der Rechnung des Heizungsinstallateurs Luft ablassen müssen, und der notorischen Jammerer. Bei Burghardt lernen sie die richtige Körperhaltung beim Seufzen, und Gründe fürs Klagen auf hohem Niveau rattert der Kabarettist ihnen im zum Teil wahnwitzigem Tempo herunter.
Von Harald Schmidt scheint sich Hubert Burghardt das Warm-up abgeschaut zu haben. Eine Viertelstunde lang leerte er zu Beginn ein Füllhorn an Gags über dem Publikum aus.

Atemlos wie ein Dieter Thomas Heck der Wortzüngler, galoppierte er durch fast alle Spielarten des Kabaretts: Hintergründig und knackig präsentiert. Ein brillanter Einstieg in eine Analyse des modernen Lebens, das sich immer schneller dreht. So schnell, dass man sich über Kultgetränke wie Wodka mit Ahoi-Brause gar nicht mehr wundern muss.

Ausgefeilter und pointierter als seine auch sehr schönen, lange gespielten Vorgängerprogramme ist dieses Solo, das der 45-Jährige wieder zusammen mit Regisseur Wolfgang Marschall entwickelt hat. Einige „Kultfiguren" trifft man wieder - Gandolf, den Okö und den Schönheitschirurgen Dr. Al-Macht, der wieder sein OP-Messer an Burghardts Wortspitzen wetzen darf.

Die Eigenverantwortung des Publikums fürs Amüsement will Burghardt mit seinem kabarettistischen Rundumschlag stärken. Daran, dass das nicht geklappt hat, war die gute Unterhaltung in dem zwei Stunden-Programm schuld. Die rasanten Wortspiele, die schönen Sketche und Lieder am Keyboard. Wer nicht hingeht, ist selber schuld.
Am 22. Mai wieder im Cabaret Queue. • 1G


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