RUHR NACHRICHTEN 13.01.2008

WELTVERBESSERER MIT WITZ

Von Heike Thelen
HÖRDE. Erstklassiges Kabarett mit schönen Musikeinlagen an Gitarre und Klavier bot Hubert Burghardt mit der Premiere seines neuen Programms "Weltverbesserer" am Wochenende im Cabaret Queue.

Einen Höhepunkt liefert der Dortmunder Kabarettist gleich am Anfang: Minutenlang bombardiert er sein Publikum mit Börsenkauderwelsch, wägt Applausgewinn gegen Risikowitzkapital ab, deklariert die Eintrittskarten zu nichtstimmberechtigten Genuss-Scheinen und erklärt so schnell, dass ihm kaum noch jemand folgen kann, warum Dortmund so ein gutes Pflaster für ihn als Kabarettisten ist, obwohl auch der deutlich billigere Standortvorteil Polen ihn gelockt habe. Und auch, wenn er als Gandolf (mit Fahrradhelm auf dem Kopf und aufgerissenen Augen hinter der Brille) den Campern unter uns den Unterschied zwischen atomarem End- und Zwischenlager mit dem Vergleich zwischen einem Dauerstellplatz am Biggesee und einer Nothaltebucht auf der Autobahn näher bringt, blitzt die Klasse des wortgewaltigen Kabarettisten auf. Burghardts Analysen vor allem des politischen Alltags treffen, überspitzen und bürsten lieb gewonnene Phrasen und Gewohnheiten gegen den Strich.
Etwa, wenn er "bildungsferne Schichten" als "Dummbeutel" oder die neue Schicht des "Pekuniats" als "Großkotze" entlarvt oder die unaufhaltsam um sich greifende Marathon-Begeisterung als "42,195 Kilometer-Fetischismus" abtut.
Wohltuend auch seine schönen Lieder über Gott, seine Liebe zu Dortmund, Afrika und sein persönliches Deutschlandlied, mit denen er sein Publikum immer wieder bis zur nächsten Wortakrobatik verschnaufen lässt.
Und auch mit dem Wechsel seiner Charaktere vom Hausmeister Matzekowski bis zur Pflegehilfe Sergej aus der Ukraine gibt Hubert Burghardt unterhaltsame Einblicke in seine Wandlungsfähigkeit und Vielseitigkeit.
Insgesamt eine gelungene Mischung aus politischem Kabarett und musikalischer Kleinkunst. Politisches Kabarett und Kleinkunst vom Feinsten.


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