Remscheider Generalanzeiger
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11.01.2008
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Weltverbesserer mit dem Hang zum Unentschiedenen
(gör). Was den Musiker ehrt, stößt dem Kabarettisten schnell mal sauer auf: der Vergleich mit prominenteren Kollegen. Der sei vorab entschuldigt, denn hinter solcher Verstimmung steckt ja doch nur der reinste Wahnsinn, nämlich die Sucht nach Originalität.
Kabarett "zwischen Wahn und Sinn" bot der Dortmunder Hubert Burghardt am Donnerstag im Rotationstheater als selbsternannter "Weltverbesserer" mit einem Hang zum Unentschiedenen. Allein die Formel: "Sagt er, nein, das hätte ich falsch verstanden", lässt dem Zuschauer keine andere Wahl, als Rüdiger Hoffmann vor das geistige Auge zu zitieren. Doch Burghardt, ohne Vorsatz ebenfalls Westfale, wird im Resümee galliger. Falsch verstanden hat seine Figur, dass ein unverschuldet kinderloses Ehepaar so mir nichts, dir nichts Nachwuchs adoptieren darf. Ü 30 könne das Gespann gerade mal auf eine pubertierende Göre aus dem Erziehungsheim hoffen, Ü 40 werde es für das Paar richtig eng, sei der
Kinderwunsch nur noch in Gestalt eines afrikanischen Jugendlichen zu erfüllen. Einer mit Fronterfahrung und Kriegsmorden auf dem Kerbholz, versteht sich. Wie es scheint, liegt einem Dortmunder dann doch eher ein Dobermann, der zwar kläfft, aber das Herrchen nicht gleich bluten lässt.
Vom Musterkonsumenten, der einen Vertikutierer mit USB-Anschluss echt praktisch findet, jagte Burghardt binnen zwei Stunden über den fehlbeleuchteten Hypochonder zum erleuchteten, aber resignierten Kernkraftgegner, der bereits von innen strahlt. Vieles im Programm war köstlich, auch wenn es sich nur selten herzerfrischend lachen ließ - es mag am Ernst der Dinge liegen.