Kabarettist Hubert Burghardt begeisterte
RAMHOLZ „Hör‘ mal im Denkmal“ – dieser Aufforderung sind viele in das Schlosscafé Ramholz gefolgt. Und sie haben ihr Kommen sicher nicht bereut, denn der Dortmunder Kabarettist Hubert Burghardt glänzte mit seinem Programm
„Weltverbesserer“
Burghardt präsentierte sich als personifizierter Wortschwall.
Es gab politisches Kabarett auf hohem geistigem Niveau. Im Prolog
beschrieb er die schwierigen konjunkturellen Rahmenbedingungen
für die „Kabarett-Hubert-Burghardt-Ich-AG“ auf dem Unterhaltungsmarkt
und sagte, dass die Geschäftsleitung – also er selbst – über eine
Standortverlagerung nach Polen nachgedacht habe, um höhere lachumsatzrenditen
zu erzielen.
Eine Marktstudie habe aber gezeigt, dass trotz reduzierter
Produktionskosten der Standortvorteil Polen durch die mangelhafte
deutsche Infrastruktur schwer auszugleichen sei. Zudem sei den
polnischen Humorkonsumenten die hochwertige deutsche Scherzproduktion
schwer zu vermitteln. Auch hätten aufwendige sprachliche
Qualifizierungsmaßnahmen in Kauf genommen werden müssen.
Scharfsinnig mit Ironie
Zum Glück der Kabarettbesucher habe sich die Geschäftsleitung trotz der sich
verschärfenden Lage am Weltwitzemarkt entschlossen, weiter den Standort
Ramholz zu „bespaßen“. Zudem sei die Programmpalette des Unternehmens
radikal verschlankt worden, um massive Effizienzsteigerungen zu realisieren.
So sei das vormals abendfüllende Programm auf eine leicht konsumierbare
Gesamtlänge von 15 Minuten reduziert worden, was dem Endkunden deutlich
mehr freie Zeit bringe für Konsumausgaben, wie den Kauf von Getränken im
Schlosscafé und der Programm-CD.
Für die Stammkunden – also die Kabarettbesucher – sei durch die
Umstrukturierung der Unternehmensleitung ein Bonus erreicht worden, indem
die erworbenen Eintrittskarten kostenneutral in nicht stimmberechtigte
Genussscheine umgewandelt werden, sodass am Unterhaltungserfolg der
„Kabarett-Hubert-Burghardt-Ich-AG“ in Ramholz partizipiert werden könne.
Aus dem Programm von einer Viertelstunde Dauer wurde natürlich nichts.
Burghardt stand zweieinhalb kurzweilige Stunden auf der Bühne oder saß an
seinem E-Piano. Sein Kabarett zwischen „Wahn und Sinn“ war ein
Rundumschlag zur wirtschaftlichen und politischen Gesamtlage.
Weltverbesserer, egal ob echte oder solche, die es nur vorgeben, präsentierte
der Kabarettprofi
Tipps für den Bundestrainer
Mal mit spitzer Zunge, scharfsinnig und mit missionarischer Ironie, mal zynisch
– und auch traurig. Burghardt spricht über Wirtschaftsgauner, ukrainische
Kenner der deutschen Gesundheits- und Rentengesetze sowie
Flachbildschirme als Spiegel des Unterhaltungsniveaus.
Er informierte als „Gandolf“ über den Atommüll in Gorleben. Und in der Rolle
des Hausmeisters Willi Matzekowski, für den eine „anständige deutsche
Bierflasche grün oder braun ist“, berichtete er über die zweifachen
Fußballweltmeisterinnen und empfahl Jogi Löw, Fußballbundestrainer der
Männer, ein Mittel, das die Abwehrkräfte stärkt.
Burghardt ließ sein Publikum beim Gesundheitslied husten, beim Afrika-Lied in
der „Suaheli-Sprache“ den exotischen Refrain „Kasa bubu kabubu“ singen und
stieß auf begeisterte Zustimmung in einer gespielten Endlosschleife.
Die Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen, in Ramholz vertreten durch
Bettina Riehl, hatte ein gutes Händchen mit der Verpflichtung des Kabarettisten
bewiesen. Und für „Degenfeld“, einer neuen, fast „Ich-AG-Initiative“, war es eine
gelungene Premiere. Hans-Adam Krahle, der zu Beginn die Zuhörer begrüßt
hatte, dankte abschließend für den gelungenen Abend, den Walter Dörr initiiert
hatte und der von der Kreissparkasse Schlüchtern, der Stadt Schlüchtern und
den Kinzigtal-Nachrichten unterstützt worden war.